Mittwoch, 15. August 2012
Hongkong, letzte Woche und Urlaub
Die Zeit rast nur so dahin und plötzlich ist schon meine letzte Woche in China angebrochen.

Am Wochenende bin ich ja noch nach Hongkong geflogen.
Erster Eindruck: Die stehen viel zu sehr auf kühlschrankkalte Innenräume. Mann, haben die ihre Klimaanlagen aufgedreht. Irgendwann hatte ich in nem Einkaufszentrum echt kalte Füße, weil es dort so stark gekühlt war...

Hatte leider nicht so viel Glück mit dem Wetter. Es war die ganze Zeit über sehr bewölkt und es hat ab und zu geregnet. Schwülwarm war es natürlich trotzdem oder gerade deshalb.

Über die Geschichte Hongkongs muss ich wahrscheinlich nicht viel erzählen. Bekanntermaßen war es bis 1997 Teil Großbritanniens und ist erst seitdem wieder ein Teil Chinas. Hongkong ist übrigens nicht nur der bekannte Teil mit der Skyline, sondern umfasst auch einiges an Hinterland, wo viele kleinere Satellitenstädte entstanden sind, da sich viele Leute eine Wohnung in Hongkong gar nicht leisten können (ca. 200.000€ Kaufpreis für 30m²).
Da ich aber nur 2 Tage in Hongkong hatte, habe ich auf Ausflüge ins Hinterland oder nach Macao (ca. eine Stunde mit der Fähre entfernt) verzichtet, auch wenn es sehenswert sein soll.

Dass Hongkong erst seit kurzem wieder zu China gehört, merkt man stellenweise aber doch recht deutlich.
Am Offensichtlichsten: Es herrscht Linksverkehr! Damit hab ich irgendwie schon mal gar nicht gerechnet, da muss man sich auch erstmal wieder drauf einstellen. Auch die coolen Doppeldeckerbusse wie in London haben sie dort und sogar eine ähnliche Doppeldecker-Straßenbahn.
Generell läuft der Verkehr dort aber sehr geordnet ab. Überhaupt ist die Stadt recht ordentlich, weniger Hektig, Gebrülle und Gehupe als im Restchina und natürlich hervorragendes Englisch der Bewohner. Und kein Gerotze... (zurück in Hangzhou hats grad mal 30 Sekunden im Taxi gedauert bis ich das liebevolle Geräusch des Rotz hochziehens und Ausspuckens wieder vernehmen durfte).
Besonders verrückt: Die Chinesen brauchen ein Visum zur Einreise nach Hongkong, wir Deutschen nicht. ;-)

Die Stadt selbst hat mich gar nicht so sehr vom Hocker gerissen, ganz nett halt. Die Skyline ist aber natürlich schon beeindruckend. Was die Stadt aber doch ganz interessant macht: Sie ist offenbar eine Art Schmelztiegel Asiens. Man sieht dort sehr viele Menschen indischer, thailändischer, philipinischer, etc. Abstammung. Das wirkt sich auch unmittelbar aufs Nahrungsangebot aus. Ich habe mehrere Restaurants und Imbisse mit chinesischem, indischem, thailändischem, indonesischem, libanesischem und nepalesischem Essen gesehen, das ist natürlich schon ziemlich cool!

Hier mal eine Karte:


Das bekannte Hongkong Downtown befindet sich an der nördlichen Seite (grau) der Insel Hongkong. Auch an der Südspitze von Kowloon ist viel los.
Interessant ist auch der Flughafen. Die Insel war grundlegend schon vorhanden, aber bis zu 100m hoch. Die Insel wurde eingeebnet, das Material abgetragen und ins Meer geworfen, um die Insel zu vergrößern. Und heute ist auf eben dieser Insel der Flughafen (nach Verkehrsaufkommen Platz 11 weltweit, bei Fracht auf Platz 2 weltweit).

Angekommen bin ich in der Nacht von Freitag auf Samstag (Flug hatte mal wieder knappe 1,5h Verspätung...). Mein Hostel war an der Südspitze von Kowloon im berühmt-berüchtigten Chunking Mansion.
Das ist ein recht hohes Gebäude mit 18 Stockwerken, prall gefüllt mit engen Hostels. Wird oft als etwas unheimlich und verloddert beschrieben und als "Besitzer" des langsamsten Fahrstuhls der Welt.
Na ja, so schlimm fand ich das nicht. Gebäude ist okay, Fahrstuhl auch nicht langsamer als der in meinem Haus in Hangzhou.
Aber definitiv das miiieseste Preis-pro-Quadratmeter-Verhältnis jemals. :D :D Das findet man sonst wohl nur im 5-Sterne-Hotel in Monaco.
Habe umgerechnet pro Nacht fast 30 Euro bezahlt.
Und mein Einzelzimmer hatte inklusive Badezimmer (!) schätzungsweise satte 4,5m²... :-))) Echt der Waaahnsinn.
Man hat die Tür aufgemacht und stand im Raum. Einen Meter weiter war das kleine Bett und rechts daneben direkt das kleine Bad (wenn man geduscht hat, war alles inkl. Klo nass). Aber immerhin haben sie noch nen Fernseher, Spiegel, Klimaanlage und Ventilator reingequetscht. Ich hatte sogar das Glück, quasi Fenster zu haben (zu einem dünnen Schacht in der Mitte des Gebäudes voll mit hornalten, verranzten Rohren). Da ich ja wusste, was mich erwartet, fand ichs einfach nur sauwitzig. :D Habe aber leider vergessen, mal ein Foto vom Zimmer zu machen. 'Tschuldigung!

Die Lage ist aber wie gesagt echt top. Direkt an einer großen, belebten Straße gelegen mit vielen Märkten, Imbissen und Restaurants und fußläufig zum Victoria Harbour.

Bin daher erstmal einfach in der Nähe vom Hotel rumgelaufen und habe mich umgeguckt.



Ein Zeichen für die Multikulturalität: Eine Moschee und islamische Begegnungsstätte mitten in Downtown. Links im Hintergrund sieht man außerdem das International Commerce Center (484m).


Und überall riiieeesige Häuser. Und eben bei Weitem nicht nur Bürotürme, sondern einfach Wohnhäuser. Die geben dem Begriff "Bettenburg" eine ganz neue Bedeutung...
Das beeindruckende an Hongkong ist weniger die Architektur der Skyline. Die ist sogar ziemlich langweilig und 08/15. Es ist vielmehr die unfassbare Masse an hohen Häusern. Man stelle sich Berlin-Marzahn vor, packe auf alle Häuser nochmal die gleiche Anzahl an Stockwerken obendrauf und dann multipliziert man das ganze am Besten noch mit dem Faktor 50. Dann hat man ungefähr Hongkong zusammen...


Wirklich tolles Wetter... Im Hintergrund ist der IFC-Tower (412m; IFC = International Finance Center) zu sehen.




Blick über das Star Ferry Terminal auf die Skyline von Hongkong. Die Star Ferry ist ein geniales Verkehrsmittel. Alle 10-15min setzt eine Fähre aufs andere Flussufer (und verbindet Kowloon auch mit anderen Teilen Hongkongs) und das ganze kostet grad mal 30-40 Cent. Die U-Bahn kostet ungefähr das 3-fache, Taxi das 33-fache.


Am Ufer entlang gibts auch ne schöne Promenade mit tollem Blick auf die Skyline.





In Hongkong werden beim Gebäudebau übrigens strengstens die Regeln des Feng Shui eingehalten, das ist den Menschen und Mitarbeitern dort scheinbar sehr wichtig. Es könnte also ansonsten sein, dass sich Mitarbeiter weigern in einem Gebäude zu arbeiten, das den Regeln nicht entspricht, und das Gebäude ließe sich dann schlichtweg schlechter verkaufen. Etwas rechts von der Bildmitte befindet sich z.B. ein etwas seltsam aussehendes Gebäude mit dreieckigen Querverstrebungen. Das ist das Gebäude der HSBC (Hongkong and Shanghai Banking Corporation), ein Paradebeispiel für Feng Shui. Woran man das jetzt erkennen kann, weiß ich aber natürlich auch nicht... Es ist wohl unter anderem die Lage zu den Himmelsrichtungen und noch vieles mehr. Links im Bild sieht man aber auch noch einen anderen etwas komischen Glasturm, der etwas an einen Kristall erinnert. Das ist das Gebäude der Bank of China, angeblich absolut bewusst entgegen aller Feng Shui Regeln erbaut, um dem HSBC-Gebäude seine positive Energie zu nehmen. Tjaja, so ganz verlassen wir den Kindergarten offenbar doch nie...


Nach dem Motto "Ein Land, zwei Systeme" haben die Bewohner von Hongkong deutlich mehr demokratische Rechte als die restlichen Chinesen (dort funktioniert sogar Facebook ;-) ). Das liegt schlichtweg daran, dass man das von den Briten auch gewöhnt war und die Bürger es mit Sicherheit nicht akzeptiert hätten, wenn man ihnen sämtliche Rechte wegnimmt. Den Bürgermeister bestimmt aber inzwischen z.B. die chinesische kommunistische Partei, was natürlich auch Proteste auslöst.
Ja, in Hongkong sind Demonstrationen nämlich auch erlaubt. Und ganz offen wird hier auch Unterstützung für den Austritt aus der chinesischen KP angeboten... Hätte nicht gedacht, dass das möglich ist.


Kowloon mit dem International Commerce Center:


Auf der anderen Seite des Hafens...




Ein typischer Apple-Store in China: Rammelvoll!




Auf Hongkong Island ist nur der Uferbereich einigermaßen flach, danach hangeln sich die Gebäude recht schnell an den Bergen entlang nach oben. Hinter dem IFC wurde daher eine lange Rolltreppe gebaut. Die überwindet immerhin auf 800m satte 135 Höhenmeter. Superpraktisch... Und entlang der Rolltreppe haben sich dutzende Bars, Restaurants und Kneipen angesammelt. Selbst wenn man da jeden Abend einen anderen Laden besucht, wäre man wohl für mehrere Wochen beschäftigt. Und es gab wieder aus allen Ländern etwas. Mexikanische Taquerias, britische oder irische Pubs, französische Cafes, etc. Alles, was ich dort gegessen und getrunken habe, war sehr gut und sehr lecker. Also, das Viertel ist wirklich klasse! Mein Favorit war natürlich der Mexikaner...









Ein Berg mit einer besonders tollen Aussicht auf Hongkong ist der Victoria Peak, direkt südlich der Skyline. Dieser liegt etwas mehr als 500m hoch und hat große Aussichtsplattformen. Und es gibt die bekannte Peak Tram, eine Straßenbahn, die sich zwischen den Häusern den Berg hochschleppt. Leider war die auch anderen Touris bekannt, die Warteschlange ging bis zum Schild "Ab hier 2 Stunden Wartezeit"... Bäääääähhh Und die Taxifahrer wollten einen natürlich komplett abzocken und 150 bis 200 Hongkong-Dollar haben für ca. 10 Minuten Fahrt... (1 Euro sind ca. 9,5 Hongkong-Dollar).
Habe mich dann mit drei Indern zusammengetan und wir haben uns ein Taxi geteilt und da dann sogar eine ehrliche Haut erwischt. Der hat schlicht und einfach sein Taxameter angeschaltet und dann haben wir 4 zusammen 45 Hongkong-Dollar bezahlt...

Teilweise waren wir dann aber schon mitten in den Wolken und haben gar nicht alles sehen können.



Eine andere Bucht der Insel mit ein paar Spielzeugschiffchen (in Wahrheit sind das natürlich alles riesige Containerschiffe).



Die Aussicht hat sich daher innerhalb von einer Minute stark ändern können. Mal wirkte alles sehr neblig oder man hat sogar gar nichts gesehen, dann wieder konnte man recht weit sehen. Aber generell natürlich keine allzu brilliante Sicht. Schade!




Die Peak Tram bei der Einfahrt. Oben war die Warteschlange übrigens genauso lang. Da würde mir ja was fehlen, mich 2 Stunden für ne 10minütige Straßenbahnfahrt anzustellen...


Ein Teil des Hafens. Der Hafen Hongkongs ist immerhin auf Platz 8 weltweit.


Ich war extra ca. zur Dämmerung dort oben, um zuzusehen, wie es langsam dunkel wird und die Lichter der Stadt angehen. Gibt aber nur wenige Bilder, da man meine Kamera bei Nachtfotos leider in die Tonne treten kann.





Na ja, schade. Mit etwas mehr Wetterglück und ner besseren Kamera kann das nämlich offenbar auch so aussehen:


Bin danach wieder runtergefahren und mit der Star Ferry wieder nach Kowloon rüber. Von dort hab ich dann noch eine Weile die Skyline angeguckt. Immerhin da ist mir mal n geiles Foto gelungen. ;-)





Joa, am zweiten Tag bin ich dann einfach noch weiter durch die Stadt gedackelt und habe mich an den Einkaufszentren versucht (bin gescheitert).




Ganz links nochmal das Gebäude der Bank of China, ganz rechts das der HSBC.


Tja, das wars zu Hongkong. Das war meine letzte Reise innerhalb Chinas.
Inzwischen ist meine letzte Woche in Hangzhou angebrochen, da fällt doch nochmal ein bisschen was an. Gestern gab es außerdem ein Abschiedsdinner für mich, einen deutschen Praktikantin und eine chinesische Kollegin, die ebenfalls nach Deutschland geht. War ziemlich cool. :-) Die Abteilung war schon klasse und alle Kolleginnen und der Kollege (der Ärmste ist dann bald wieder der einzige Mann unter ca. 10 Frauen) supernett.

Aber nun freue ich mich auf den Uuurlaub!
Samstag geht es los von Shanghai. Am 30.08. fliege ich dann zurück nach Shanghai und am 31.08. geht es von Shanghai nach Deutschland.

Ich habe also 12 Tage Zeit.
Wo geht es hin??? Ich werde nach Malaysia und Singapur fahren!!!
Ursprünglich hatte ich ja mal Japan im Auge. Aber das war mir zu teuer und zu ähnlich zu China. Ich wollte gerne noch was anderes sehen und habe dann noch Thailand, Philippinen, Laos, Kambodscha, Vietnam und eben Malaysia ins Auge gefasst. Grund für Malaysia war im Grunde der Gedanke, dass ich von Deutschland aus wohl niiieee auf die Idee kommen würde nach Malaysia zu fahren. Und dann habe ich mich mal etwas eingelesen und festgestellt, dass das Land echt spannend und toll sein muss. Auch ein echter Schmelztiegel Asiens mit vielen Chinesen, Indern, Thailändern und natürlich Malayen. Buddismus, Islam, Christentum und Hinduistische Religion lebt hier relativ friedlich und tolerant nebeneinander.

Leider werde ich vom Land gar nicht sooo viel sehen. Werde die Gelegenheit nutzen und mir endlich den Wunsch erfüllen, einen Tauchkurs zu absolvieren. Daher habe ich im Grunde alles andere um den Tauchkurs herum geplant.

Hier zwei Karten.



Grob kann man die Reiseroute so zusammenfassen, dass ich von Shanghai nach Kuala Lumpur fliege (5h). Dort komme ich am Samstag in der Nacht an und verbringe ca. 1,5 Tage dort. Ca. Montag Mittag geht es nach Melaka. Das liegt eh auf dem Weg und soll eine schöne Kolonialstadt sein, wo man noch gut das portugiesische und niederländische Erbe sehen kann. Melaka liegt direkt an der Straße von Melaka, die ich jetzt einfach mal dreist zum Indischen Ozean zähle. Damit habe ich alle drei Ozeane dieser Welt gesehen. :-)
In Melaka bleibe ich nur den Nachmittag und die Nacht.
Dienstag morgen (21.08.) geht es mit dem Bus nach Mersing an die Ostküste und von dort mit der Fähre auf die Insel Tioman. Dort bleibe ich volle 8 Tage. Die ersten 4 Tage mache ich einen Open Water Tauchkurs. Der ist sehr umfassend mit Theorieunterricht und mehreren Lehrtauchgängen. Am Ende habe ich die Erlaubnis, weltweit alleine bis zu 18m tief zu tauchen. Der Kurs geht 4 Tage. Die anderen 4 Tage möchte ich einfach Tauchen üben, die Insel angucken und am Strand relaxen. Tioman ist zwar nicht die schönste Insel Malaysias, das liegt aber eher daran, dass ein paar andere Inseln einfach NOCH schöner sind. Blöderweise sind die aber einfach total ungünstig gelegen für meine Route oder der Monsun wütet gerade dort. Daher Tioman. :-)
Am 29. fahre ich dann morgens wieder nach Mersing und von dort nach Singapur. Dort habe ich dann noch ca. 24 Stunden bis zum Rückflug nach Shanghai (5,5h). Muss reichen, da mich Singapur jetzt nicht soooo interessiert und es auch schweineteuer ist. Singapur ist übrigens schlappe 180km nördlich vom Äquator! Bin sehr gespannt, auf den Urlaub. Wird hoffentlich sehr cool. :-)

Insofern melde ich mich wahrscheinlich erst wieder, wenn ich zurück in Deutschland bin. Werde in dem Blog aber auf jeden Fall noch über die Reise berichten.

Viele Grüße nach Deutschland! :-)

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